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Die Rolle der Eltern im Leistungssport: Ein Blick aus meinen eigenen verschiedenen Perspektiven

Die Rolle der Eltern im Leistungssport: Ein Blick aus meinen eigenen verschiedenen Perspektiven

Die Rolle der Eltern im Leistungssport: Ein Blick aus meinen eigenen verschiedenen Perspektiven

Der ehemalige Athlet in mir: „Ich weiß, wie es sich anfühlt.“

Als früherer Sportler erinnere ich mich genau daran, wie sehr mich der Druck von außen beeinflusste – selbst wenn er gut gemeint war. Eltern verstehen den Druck, den Leistungssport mit sich bringt, oft nicht in vollem Umfang. Denn wenn man als Kind am Start steht, wird jede liebevolle Ermutigung manchmal zur ungewollten Last. Eltern meinen es gut, aber als Athlet hat man den Eindruck, sie könnten bei jedem Fehltritt enttäuscht sein – und das kratzt am Selbstbewusstsein.

Der Vater in mir: „Es sind und bleiben meine Kinder.“

Als Vater von zwei ehemals sportbegeisterten Kindern sehe ich die Dinge durch eine andere Brille. Ganz gleich, ob sie auf der Skipiste oder abseits stehen – sie bleiben meine Kinder. Der Instinkt, sie zu beschützen und zu fördern, ist tief verankert. Doch genau hier liegt die Krux: Es ist verführerisch, den Sport mit meinem elterlichen Ehrgeiz zu vermischen. Ich will, dass sie gewinnen, sich durchsetzen und ihre Träume verwirklichen. Doch dieser Impuls übersieht manchmal, dass es ihr Sport und ihre Reise ist – nicht meine.

Der Trainer in mir: „Eltern als zusätzliche Herausforderung.“

Als Trainer hatte ich oft das Gefühl, nicht nur mit meinen Athleten, sondern auch mit deren Eltern zu arbeiten. Die größte Herausforderung? Eltern, die sich selbst als Co-Trainer sehen oder die Trainerrolle kritisch beäugen, ohne die Komplexität des Sports wirklich zu verstehen. Ein elterliches „Warum spielt er nicht von Anfang an?“ oder „Warum trainiert sie so wenig?“ kann den besten Coach aus der Ruhe bringen. Mein Rat an alle Eltern: Vertrauen Sie dem Trainer – er hat, genau wie Sie, das Wohl Ihres Kindes im Blick, aber mit der Erfahrung, die nötig ist, um es auch richtig zu fördern.

Der Performance Coach in mir: „Unbewusste Inkompetenz – der unsichtbare Gegner.“

Jetzt als Performance Coach erkenne ich die tiefere Dynamik, die zwischen Athleten, Eltern und Trainern wirkt. Eltern, die ihren Kindern unbewusst die Last des Erfolgs auf die Schultern legen, agieren oft aus einer Position der unbewussten Inkompetenz. Sie wollen helfen, doch das „Unterstützen“ wird zur unsichtbaren Bürde. Der häufigste Fehler? Der Glaube, dass man durch mehr Druck oder ständige Kontrolle das Beste aus dem Kind herausholt. Doch Sportler brauchen Raum, um sich zu entwickeln – mental, körperlich und emotional. Eltern, die loslassen können, geben ihren Kindern oft den besten Startschuss.

„Das Beste wollen“ vs. „Das Beste tun“

Eltern haben zweifellos das Beste im Sinn, aber es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen „das Beste wollen“ und „das Beste tun“. Letzteres erfordert manchmal Zurückhaltung, Vertrauen und die Bereitschaft, das eigene Ego im Hintergrund zu lassen. Ich habe unzählige Male gesehen, wie aus gut gemeinter Unterstützung ein Übermaß an Kontrolle wird – und das Kind darunter. Schließlich fordert der Leistungssport von Athleten nicht nur muskelbepackte Beine, sondern auch einen wachen Geist und stabile Nerven. Doch was passiert, wenn Eltern versehentlich ins Abseits geraten? Hier einige Verhaltensweisen, die nicht gerade für eine Meisterschaft in der elterlichen Unterstützung sorgen:

1. Übermäßiger Leistungsdruck: Das Finale verliert seinen Glanz

Wenn die Eltern die Stoppuhr mehr im Blick haben als die Freude am Spiel, kann das zur stressigen Angelegenheit werden. Ständiger Druck, immer zu gewinnen, verwandelt Begeisterung in Beklemmung. Kinder, die das Gefühl haben, im Kopf ihrer Eltern ständig auf dem Podium stehen zu müssen, verlieren schnell die Motivation – und damit die Lust am Sport.

2. Fehlende emotionale Unterstützung: Mehr als nur eine Medaille

Wer als Elternteil nur auf die Ergebnisse starrt, übersieht schnell das menschliche Herz hinter der Goldmedaille. Verletzungen, Rückschläge oder einfach mal schlechte Tage gehören genauso zum Sport wie Jubel und Siege. Ignorieren Eltern die emotionale Seite, isoliert sich das Kind. Plötzlich steht es allein im Regen, während die Eltern nur auf den blauen Himmel der Erfolge blicken.

3. Unrealistische Erwartungen: Olympiareife Anforderungen?

Höhere, schneller, weiter – ja, aber bitte im richtigen Maß! Eltern, die ihre Kinder ständig mit anderen vergleichen oder unmögliche Erwartungen haben, tragen zur Erosion des Selbstwertgefühls bei. Statt zu motivieren, wird die Latte so hoch gehängt, dass sie fast unsichtbar wird. Das Resultat? Ein frustriertes Kind und Eltern, die das gegenteilige Ziel erreicht haben.

4. Fokus auf Erfolge statt auf Entwicklung: Der Medaillenspiegel lügt nicht – oder doch?

Manche Eltern hängen so sehr am Glanz der Medaille, dass sie die wichtige Reise dorthin vergessen: die Entwicklung. Die ständige Jagd nach Siegen kann dazu führen, dass Kinder den wahren Wert des Sports aus den Augen verlieren. Die Begeisterung verblasst und der Sport wird zur reinen Pflichtveranstaltung. Ohne Leidenschaft gleicht der Weg zum Podium eher einem Marathonlauf ohne Ziel.

5. Vernachlässigung der Balance: Spiel, Satz, Überforderung

Wenn der Sport zur Lebensphilosophie wird, geraten oft Schule, Freunde und Freizeit ins Abseits. Eltern, die den Sport über alles stellen, vernachlässigen das Gleichgewicht im Leben ihrer Kinder. Das kann schnell in Überlastung und Burnout münden – und statt Erfolg winkt nur noch der Bankplatz auf der Ersatzbank.

6. Mangelnde Zusammenarbeit mit Trainern: Trainer-Bashing

Eltern, die ständig die Entscheidungen des Trainers infrage stellen, riskieren mehr als nur ein gereiztes Lächeln von der Seitenlinie. Kinder brauchen ein Team, in dem Vertrauen herrscht – und das betrifft auch die Beziehung zum Trainer. Wenn Eltern dieses Vertrauen untergraben, sorgen sie für Verwirrung und Unsicherheit beim Kind – wer hat denn nun eigentlich Recht?

7. Überidentifikation mit den Leistungen des Kindes: Ich, mein Kind und die Medaille

Die vielleicht schwierigste Disziplin: Eltern, die ihre eigene Identität mit den sportlichen Erfolgen ihres Kindes vermischen, übertragen unbewusst Druck und Erwartungen. Plötzlich geht es nicht mehr nur um den sportlichen Fortschritt des Kindes, sondern um das Ego der Eltern. Das Ergebnis? Ein Kind, das zwischen zwei Fronten gefangen ist – und innerlich strauchelt.

Tipps für Eltern – So fördern Sie Ihr Kind positiv:

  1. Leidenschaft vor Medaillen: Die wahre Goldmedaille ist die Freude
    Unterstützen Sie das intrinsische Interesse Ihres Kindes am Sport. Lob gilt Fortschritten, nicht nur Platzierungen. Denn wie heißt es so schön? Der Weg ist das Ziel!
  2. Realistische Erwartungen: Kein Druck, nur Ziele
    Setzen Sie gemeinsam erreichbare Ziele und sehen Sie Rückschläge als Trainingseinheiten fürs Leben. Der perfekte Lauf kommt selten beim ersten Versuch.
  3. Emotionale Unterstützung: Auch Weltmeister haben schlechte Tage
    Zeigen Sie Ihren Kindern, dass sie unabhängig von Siegen oder Niederlagen geliebt werden. Manchmal reicht schon ein offenes Ohr – das ist mehr wert als jede Medaille.
  4. Balance halten: Sport ist nicht alles im Leben
    Achten Sie darauf, dass der Sport das Leben Ihres Kindes nicht komplett dominiert. Schule, Freunde und Hobbys sind ebenso wichtig für die Entwicklung.
  5. Konstruktive Zusammenarbeit mit Trainern: Keine Trainer-Diskussionen vorm Kind
    Bleiben Sie im Austausch mit den Trainern, aber untergraben Sie deren Autorität nicht vor Ihrem Kind. Vertrauen ist das Fundament für sportlichen Erfolg.
  6. Vorbildfunktion: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm
    Lebensstil und Sport sind miteinander verbunden. Seien Sie ein positives Beispiel, das zeigt, wie man mit Erfolgen und Misserfolgen umgeht.
  7. Langfristige Entwicklung im Fokus: Kein Sprint, sondern ein Marathon
    Fördern Sie die ganzheitliche Entwicklung Ihres Kindes und konzentrieren Sie sich auf langfristige Erfolge, statt kurzfristige Siege. Die Sportkarriere ist kein 100-Meter-Lauf, sondern ein Marathon voller persönlicher Höhepunkte.
Obwohl alle angeführten Punkte logisch erscheinen mögen, ist die strategische Umsetzung und die zugrunde liegende Methodik entscheidend. Dabei muss jede Person individuell betrachtet werden, um den Prozess erfolgreich und zielführend gestalten zu können. Und genau hier komme ich als Coach ins Spiel. Ich begleite meine jungen Sportler und deren Eltern durch diesen Prozess, unterstütze Sie dabei, Klarheit zu gewinnen und Ihre nächsten Schritte gezielt zu planen. Gemeinsam finden wir Lösungen, um ihre Ziele zu erreichen und persönliche Hindernisse zu überwinden.

Fazit: Loslassen als Schlüssel zum Erfolg

Letztendlich bleibt eine einfache, aber oft vergessene Wahrheit: Eltern sollten ihre Kinder ermutigen, nicht antreiben. Die Kunst liegt darin, zu unterstützen, ohne zu kontrollieren. Leistungssport ist eine Reise, und wie jede gute Reise braucht sie Zeit, Raum und vor allem Vertrauen. Eltern sind Teil des Teams – aber nicht der Kapitän. Vertrauen Sie auf das Können Ihres Kindes, den Trainer und die Entwicklung, die sich oft nicht durch noch mehr elterlichen Einsatz, sondern durch Loslassen beschleunigen lässt. Humorvoll gesagt: Manchmal ist die beste Unterstützung, einfach mal nicht im Weg zu stehen!

GEPA-29111343099 – LAKE LOUISE,KANADA,29.NOV.13 – SKI ALPIN – FIS Weltcup, Abfahrtstraining der Herren. Bild zeigt Cheftrainer Mathias Berthold und Frederic Berthold (AUT). Foto: GEPA pictures/ Mario Kneisl